Das Spiel (!) Psychiater hat nichts mit dem Beruf Psychiatrie zu tun. Wenn wir von dem Beruf Psychiatrie sprechen, dann meinen wir den Begriff „Seelenheilkunde“. Bei der „Seelenheilkunde“ beschäftigt man sich mit der Vorbeugung und dem Behandeln von psychischen Störungen.
In den Anfängen der Medizin war die Psychiatrie noch ein Teilgebiet der Neurologie aber seit 1808 benutzte der Arzt Johann Christian Reil zum erst mal das Wort Psychiatrie. Setzt sich aus dem altgriechischen Wort „Psyche“ für Seele und iatrós (Arzt) zusammen.
Nochmals: wenn wir jetzt ĂĽber das Spiel Psychiatrie sprechen ist es wirklich das Spiel, welches wir meinen und nicht den gleichnamigen Beruf.
Jedes Spiel hat eine Grundposition bzw. eine Anfangsthese. Und die These unseres Spieles „Psychatrie“ geht so: „Ich habe ein Diplom und deswegen weiß ich es besser. Ich kann heilen, weil hier auf dem Diplom steht es schwarz auf weiß.
Diese Aussage soll jetzt nicht despektierlich gegenüber einer medizinischen Ausbildung sein! Denn durch die Medizin sind viele Heilungen erst ermöglicht worden:
So wie fast alles im Leben eine positive und auch eine negative Seite hat, so kann man auch die gute medizinische Ausbildung praktisch konterkarieren und ins Negative ziehen. Dies geschieht zum Beispiel indem man sich über das Wissen anderer stellt, auf seine Ausbildung pocht und sagt: „Ich bin Arzt, ich weiß es nun mal besser!“.
Ein wenig mehr Demut wäre hier angebracht um einfach auch in der Psychiatrie / der Psychologie bessere therapeutische Erfolge zu erzielen. Durch diese wünschenswerte Demut würde man den eigenen therapeutischen Antriebseifer in etwas gemäßigtere Bahnen lenken.
Vielleicht helfen solche Gedankengänge die eigentliche Position eines Arztes richtig zu formulieren:
Nehmen wir uns jetzt das Spiel selber mal vor: Spiele haben immer eine zweite Ebene. Wenn es also heißt „ich kann heilen…“ was ist dann der zweite Gedanke? Oder was ist die zweite Ebene?
Wir spielen dieses Spiel einmal aus der Sicht des Therapeuten und aus der Sicht des Patienten durch.
Ein in sich selbstkritischer Mediziner / Therapeut ist sich der Gefahr dieses Spieles immer bewusst. Er wird sich von diesen Spielen mit Sicherheit distanzieren und sich mehr auf sein fachliches Können konzentrieren.
Dieses Spiel Psychiatrie“ finden wir deutlich häufiger bei Patienten die vorher von Medizinern/Therapeuten behandelt wurden die fachlich (vorsichtig ausgesrückt) nicht soooo kompetent sind.
Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht und der Patient denkt bei sich, er müsse nun selber aufzeigen, wie kompetent er (!) in Wirklichkeit ist. Dieses Ungleichgewicht bewirkt, dass der eigentliche Spielnutzen des Patienten darin liegt, nicht geheilt werden zu wollen und das auch zu demonstrieren!
Das ist der Moment in welchem der Patient der Ăśberzeugung ist, seine Heilung selber in die Hand nehmen zu mĂĽssen.
Dies passiert, wenn sein Erwachsenen–Ich zu sich sagt: „Es geht mir automatisch besser wenn ich selber kapiere wie die psychologische Heilmethode anzuwenden ist. Ich bin ja nicht dumm…. Ich muss nur mehr darüber lesen und bei „Doktor Google“ nachschauen. Dann kann ich mich selber heilen.“
Und genau dieses Spiel – „psychologische Heilmethode“ nach Doktor Google – sehen wir heute immer mehr bei den Patienten.
Einerseits ist der aufgeklärte Patient zwar ein sehr wünschenswert der Faktor! Andererseits aber unterliegt er häufig dem Trugschluss, dass sein Halbwissen mindestens so wertvoll ist wie das diplomierte Wissen eines ausgebildeten Facharztes oder Therapeuten.
Es gibt tatsächlich diese Spielvariante: „Du musst nur lange genug graben, dann wirst du schon an den richtigen Ort kommen.“. Was sich so einfach anhört ist aber praktisch eine Grübel–Schleife aus welcher man nicht so schnell mehr rauskommt.
Viele meinen ja, dass Psychoanalyse lediglich daraus besteht, dass man sich auf eine Couch legt, der Therapeut hinter einem sitzt und man ĂĽber die Kindheits Erlebnisse nachdenkt um daraus dann RĂĽckschlĂĽsse fĂĽr sein heutiges Verhalten zu bekommen.
An sich ist dies auch nicht sooo falsch.
Jedoch bin ich sehr dankbar dafür, dass zum Beispiel durch Psychiater wie Martin Seligmann (ehemaliger Präsident der APA) praktisch eine kopernikanische Wende in der Psychoanalyse und ihrer Lehre eingeleitet wurde.
Der Rat von Martin Seligmann war, das man sich zuerst einmal auf seine Stärken, seine Ressourcen und damit seine Resilienzen konzentriert…Und nicht zu sehr auf das wieso weshalb und warum man heute so oder so ist. Wenn man nämlich zu viel Zeit damit verliert, nach dem WARUM zu fragen, dann verliert man auch zu viel Zeit um sich auf das Leben zu konzentrieren.
Die Konsequenz: das Leben zieht an einem vorbei während man auf der Suche mit dem Blick nach unten ist. Die Schönheit des Lebens ist direkt vor den Augen und man sieht es nicht.Â
Bei Partys, gesellschaftlichen Anlässen oder einfach einem freundschaftlichen Zusammenkommen wird recht oft das Spiel „erklären Sie mir mal…“ gespielt.
Einer (nennen wir ihn Person A) fängt an, über seine Leiden zu sprechen und das triggert sofort die Umgebung, anwesende „Freizeittherapeuten“ welche in die „Doktor Google Heilpraktikerschule“ gegangen sind. Herausfordernd stellt er dann die Fragen zu seinem Leiden und alle bemühen sich auf einmal ihr Halbwissen auf den Tisch zu legen.
Person A lehnt alle vorgeschlagenen Lösungen frei nach dem Spiel „Warum nicht – ja, aber…“ ab  (Spiel 3.4) Damit hat er für sich die allerbeste Voraussetzung geschaffen seinem Spielnutzen zu frönen:
„Ich habe alle eure Fragen beantwortet Ihr habt mich nicht geheilt. Jetzt seid ihr die Trottel.“!
Was auf der Hand liegt ist die Rechtfertigung und das Festlegen des sozialen Status.
Der Therapeut legt sich darauf fest, dass er heilen kann, weil er ja nun mal ein Diplom hat. Damit hat er auch gleichzeitig seinen Status festgelegt.
Der Patient hat sich gerechtfertigt, weil er alle Heilungschancen ausgeschlagen hat und damit nicht geheilt werden kann. Das wĂĽrde mich an das Spiel 3.2 „Makel“ erinnern, wo die Spiele-Grundlage „Ich tauge zu nichts“ ist.Â
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch ĂĽber Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.Â
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
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Thomas Harris (Facharzt und Professor fĂĽr Psychiatrie) hatte mit Eric Berne die Transaktionsanalyse begrĂĽndet und auch in der Praxis immer wieder erprobt. Wo Eric Berne sehr in der Theorie aufgeht, erklärt uns Thomas Harris in einer sehr lebendigen Art und Weise, dass die Transaktionsanalyse in unserem Alltag einen wichtigen Beitrag leisten kann. Hier sind Themen wie Kindererziehung, Ehe, Depression und andere psychische Probleme, Gewaltfreie Kommunikation, Spannungen durch Religion und Kultur die Grundlage seiner Studien.Â
Ein tolles Buch zur Selbstreflexion. Ich vergleiche es sehr gerne mit einem SchlĂĽssel um das Schloss der eigenen Handlungsrituale zu öffnen. Mit diesem Buch werden die “DrehbĂĽcher des eigenen Verhaltens” sichtbar.