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Warum entwickelt sich einer zum Borderliner und ein anderer zum Narzissten?

Die Entwicklung zu einem Borderliner ist gewöhnlich von sehr starken traumatischen Ereignissen in der ersten Kindheit gekennzeichnet.

Wir sprechen hier über Ereignisse wie zum Beispiel:

      • Den Tod eines Elternteils
      • Von Gewalt innerhalb der Familie
      • Körperlicher Misshandlung
      • Sexuellem Missbrauch
      • Und nicht zuletzt: emotionaler Verwahrlosung

Viele dieser heute mit Borderline diagnostizierten Menschen sind in ihrer Kindheit unbeachtet geblieben, wurden ignoriert, psychisch vernachlässigt und auch sehr sehr häufig von ihren Eltern brutal behandelt.

Andererseits berichten mit Narzissmus diagnostizierte Patienten ebenfalls – so wie ein Borderliner – dass sie als Kinder von ihren Eltern oft ohne Einfühlungsvermögen, kalt und sogar boshaft behandelt wurden – jedoch mit einem wichtigen Unterschied: dies geschah immer auf eine ganz „besondere Weise“.

Das kann daran liegen, dass viele narzisstische Personen von Anfang an über eine besondere / eine herausragende Eigenschaft verfügten welche die Bewunderung bei ihren ansonsten sehr gefühlskalten frühen Bezugspersonen erregten.

Das könnten Eigenschaften sein wie:

      • eine überragende Intelligenz
      • Ein Talent für Musik oder Kunst
      • Oder einfach nur ein besonders schönes körperliches Aussehen.

Das bedeutet jedoch nichts anderes, als das sie von ihren Eltern die ein Aushängeschild betrachtet und ansonsten nur sehr distanziert behandelt wurden.

Teil (1) Die unterschiedliche Entwicklung

Die psychischen Folgen dieser frühen und frustrierenden Erfahrungen ist ein tiefer schwere psychischer Schmerz. Aus diesem Schmerz heraus entwickelte sich dann Hass und Neid auf die Umgebung – von der aber gleichzeitig Liebe und Unterstützung benötigt wurde. Du spürst hier förmlich den Widerspruch – der zu den vielen Problemen im späteren Leben eines Borderliners führen wird.

Bei der Borderline – Persönlichkeitsstörung ist die Traumatisierung jedoch viel schwerer so dass der Aufbau von einer konstanten Objektbeziehung schwer gestört wurde. Dies beeinflusst die Ödipale Erfahrung (die Entwicklung vom dritten bis sechsten Lebensjahr) so nachteilig, dass die zuvor erlebte Spaltung in Gut und Böse – die für die Abwehr der ödipalen Phase typischen Aufteilungen – verstärkt wird.

    • zum Beispiel in die Spaltung der elterlichen Vorstellung in sexualisierte und nicht sexualisierte Objekte (Bezugspersonen)
    • Oder die Aufspaltung von Homosexuellen und heterosexuellen erotischen Wünschen.

Gerade das ist jetzt total interessant: Eine häufige Folge davon ist nämlich eine Verschmelzung von beiden Bestrebungen:

      • Die Verschmelzung von Präödipalen und Ödipalen Bestrebungen
      • unter dem Vorherrschen präödipaler Aggression.

Was sich hier so kompliziert anhört hat im Ergebnis später gravierende Folgen:

      • einen unstillbaren hungrigen sexuellen Wunsch nach Promiskuität zufolge
      • Eine Neigung zu sexuellen Perversionen
      • Oder eine Dauer-Aggression gegenüber der gesamten Umwelt, weil eine dauerhafte erotische Beziehung nicht erreicht werden kann.

Die Entwicklung der narzisstischen Persönlichkeit Die Entwicklung der narzisstischen Persönlichkeit nimmt einen etwas anderen Verlauf als die des Borderliners. Dadurch, dass das Kind teilweise durch die Eltern idealisiert wird Eltern, bildet sich auch (!) eine Abwehr aus.

Die Abwehrmechanismen eines Narzissten sind:

      • eine Überbetonung der eigenen Talente
      • und eine Leugnung der wertlosen Abhängigkeiten. Wir nennen es die „wertlose“ Selbst-Repräsentanz die voller Neid, Hunger und Wut ist.

Dadurch kommt dann sein „grandioses Selbst“ zum Vorschein, dass sich seinen Daseinszweck / seine Daseinsberechtigung aus der Bewunderung der Umgebung zu sichern versucht.  Sehr häufig bietet diesen Kindern ihre Erfahrung in der frühen Kindheit zuerst einmal das Gefühl, dass sie ein Siegertyp sind. Daraus entwickelt sich bei Ihnen dann ein unrealistisches sexuelles Selbstbewusstsein – jedoch immer in Verbindung mit einer tiefen unbewussten Schuld.

Kommt dieser Mensch dann in das Erwachsenen–Alter, dann findet man bei ihm häufig

      • viel erotischen Charm
      • und eine starke Konzentration auf Sexualität,
        • in der der sich aber eine tiefe, schuldgeplagte Kastrationsangst / Impotenz-angst finden lässt.

Teil zwei: die psychostrukturelle Ebene

Auf der psychostrukturellen Ebene ist die Borderline–Persönlichkeit gekennzeichnet von einer sehr schweren Identitätskrise. Wir sehen hier häufig eine Tendenz zu stark sich widersprechenden Charaktereigenschaften,

      • fehlende Echtheit,
      • zeitweiligen Diskontinuitäten im Selbsterleben,
      • Unzufriedenheit mit dem eigenen Geschlecht,
      • übertrieben ethischer und moralischer Relativismus
      • Das Gefühl einer grausamen inneren Leere.

Schauen wir uns jetzt mal den Narzissten an. Im Vergleich zu dem Borderliner hat der Narzisst ein grandioses Selbst. Dieses grandiose Selbst/ich führt bei ihm

      • zu einem übersteigerten beruflichen Engagement,
      • oft aber auch begleitet von einer stark nagen denn Langeweile weil es sich hier nur um eine Pseudo Sublimierung handelt.

Sublimierung ist ja das Ersetzen einer schlechten Charaktereigenschaft durch eine bessere Eigenschaft. Das Ausleben im Beruf führt aber selten zu einer persönlich starken Befriedigung, sodass wir hier tatsächlich von einer Pseudo-Sublimierung sprechen können. Trotzdem hilft dieses Ausagieren im Beruf dem Narzissten aber, dass er weniger stark in eine regressive Zerstückelung seines Ich’s fällt. 

Der Borderliner andererseits hat nur ein sehr schlecht integriertes Selbst – und steht dadurch in der Gefahr unter Stress, Überlastung oder dem Einfluss psychoaktiver Substanzen (Drogen) psychotisch zu regredieren.

Dadurch findet sich eher bei den Borderline–Patienten (nicht jedoch beim Narzissten)

      • eine deutlich geringere Impulskontrolle,
      • eine geringere Toleranz gegenüber seiner Angst und
      • eine geringere Fähigkeit zur Sublimierung.

Teil drei: die Dynamiken

Interessant ist was wir jetzt im Zusammenhang der Dynamik vorfinden. Dies mag manche Beobachter vielleicht etwas Erstaunen, ist aber das Ergebnis der intensiven Borderline / Narzissmus-Forschungen.

Typischerweise sprechen wir beim Borderliner ja von einem Spaltungsmechanismus und einer Projektion. Diese Spaltung und die Projektion finden wir aber bei beiden (!) Charakter–Störungen.

Bei unserem Borderliner verfestigen sich diese Abwehrmechanismen jedoch viel intensiver da bei ihm die Menge an nicht neutralisierter Aggression höher und die ICH–Schwäche deutlich stärker ausgeprägt ist.

In seinem Inneren ist seine Welt aufgespalten in Verzerrungen des Bösen und des Guten und seine zwischenmenschlichen Erfahrungen mit anderen Menschen schwanken zwischen einer Idealisierung und einer Entwertung.

Beinahe süchtig suchen Sie immer wieder die Nähe zum idealisierten Anderen um sich dann – aufgrund der Angst vor Verschmelzung – sofort wieder auf sich selbst zurück zu ziehen, wodurch die Störung in der Fähigkeit eine optimale Distanz in den Beziehungen einzugehen deutlich wird.

Die Projektionen von Borderliner sind auch heftiger und gewalttätiger in den zwanghaften Versuch die Umgebung auf die sie ihre verleugneten selbst Repräsentanzen abladen zu kontrollieren. Der Borderliner hängt also für seine eigene Stabilität sehr stark von dem Anderen ab, egal wie chaotisch dies auch ablaufen mag.

Wie gesagt, auch die Narzissten verwenden die Spaltungs – und Projektionsmechanismen. Bei Ihnen vollzieht sich die Spaltung aber weniger feindselig und nicht so dramatisch und weniger aggressiv.

Obwohl sie ihre Erfahrungswelt unterteilen in Anerkannte und entwertete Andere, scheint Ihnen eine stabilere Aufteilung in ihrer Umgebung zu gelingen. Zwar können wir auch bei Ihnen Schwankungen finden die zu Kontaktabbrüchen führen. Jedoch verlaufen solche Umschwünge in der Regel langsamer und fallen so in dem sozialen Umfeld nicht so stark auf.

Ihre Spaltungsmechanismen in ihrer Krankheit offenbaren sich nur den Spezialisten, also den Therapeuten.

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